Neue Therapien gegen Neurodermitis

Pressemitteilung der ÄDA / DGAI 04/01 - Deutsche Forscher arbeiten mit Hochdruck an neuen Therapien gegen Neurodermitis

In den deutschen Universitäts-Hautkliniken werden derzeit neue Therapien getestet, die den etwa 2,5 Millionen an Neurodermitis erkrankten Menschen in Deutschland sehr helfen könnten.

Als besonders viel versprechend gelten die spezifische Immuntherapie und neue, äußerlich anzuwendende immunsuppressive Wirkstoffe. "Am wichtigsten ist jedoch die Beachtung eines ganzheitlich orientierten Patienten-Managements", so Professor Johannes Ring, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) aus München.

Teufelskreis aus Juckreiz und Entzündung

Neurodermitis (atopisches Ekzem) zählt zusammen mit Heuschnupfen und Asthma zu den so genannten atopischen Erkrankungen, deren Ursache noch weitgehend unbekannt ist. Wahrscheinlich führen eine genetische Vorbelastung und bestimmte Umweltfaktoren dazu, dass das Immunsystem überempfindlich ist und auf eigentlich harmlose Reize mit einer allergischen Entzündung reagiert. Bei Patienten mit Neurodermitis ist die Haut entzündet, vor allem am Hals und in den Gelenkbeugen. Die betroffenen Stellen sind gerötet, schuppig und haben eine vergröberte Struktur. Ein zum Teil unerträglicher Juckreiz ist jedoch das hervorstechende Symptom und führt die Betroffenen in einen Teufelskreis: Sie kratzen sich sehr viel, um Linderung zu finden. Durch das Kratzen entstehen nässende und mit Krusten belegte Infektionen und Entzündungen, die wiederum den Juckreiz steigern.

Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung der Neurodermitis ist es vor allem, dass der richtige Arzt aufgesucht wird. Im Idealfall sollte dies je nach Alter des Patienten ein Kinder- oder ein Hautarzt mit allergologischer Zusatzausbildung sein. Zur Standardtherapie gehören pflegende und - bei schubartigen Verschlechterungen der Hautkrankheit - kortisonhaltigen Salben. Kortison wirkt stark entzündungshemmend und juckreizstillend. Der Allergologe Professor Ring bedauert, dass bei vielen Patienten noch immer eine "Kortisonangst" herrscht, obwohl inzwischen sehr gut verträgliche Kortisonpräparate verfügbar sind. "In den deutschen Universitäts-Hautkliniken wird momentan mit Hochdruck an neuen Therapien gegen Neurodermitis geforscht", berichtet Professor Ring, "wir brauchen effektive und differenzierte Behandlungsmöglichkeiten, um mit weniger Kortison auszukommen."

Neue Therapieoptionen sind erfolgreich, müssen jedoch noch weiter geprüft werden

In der Düsseldorfer Hautklinik untersucht Dr. Markus Grewe die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie (Allergie-Impfung, Hyposensibilisierung) bei allergisch bedingter Neurodermitis. Dazu erhalten die Patienten über einen Zeitraum von drei Jahren monatliche Injektionen mit molekular standardisierten Allergen-Präparaten. Die spezifische Immuntherapie ist bei Heuschnupfen und allergischem Asthma sehr erfolgreich. Bei Neurodermitis wurde die Methode bisher kontrovers diskutiert. Grewe stellte nun fest, dass es bei den meisten der von ihm behandelten Patienten zu einer deutlichen Besserung der Symptome gekommen sei. "Eine Allergie-Impfung darf bei Neurodermitikern vorerst nur bei vorsichtiger Indikationsstellung durchgeführt werden, bis weitere Studienergebnisse vorliegen", so Grewe, "wenn sich jedoch herausstellen sollte, dass die spezifische Immuntherapie auch beim atopischen Ekzem wirksam und gut verträglich ist, könnte diese Therapie in Zukunft vielen Neurodermitikern helfen." Immerhin ist bei 70 bis 80 Prozent der Neurodermitis-Patienten eine Allergie auf Hausstaubmilben, Pollen oder Tierhaare nachweisbar, die durch die Allergie-Impfung langfristig gebessert werden könnte.

Sehr viel versprechend verlaufen auch Studien mit den Wirkstoffen Tacrolimus und Pimecrolimus, die als Salben verabreicht werden. Dabei handelt es sich um immunsuppressive Substanzen aus Mikroorganismen, die antientzündlich und juckreizstillend wirken. In den USA und Japan ist Tacrolimus schon auf dem Markt. In Deutschland wird die Zulassung der beiden Substanzen für das Jahr 2002 erwartet. Derzeit werden die Salben in mehreren Hautkliniken getestet. "Wir haben mit diesen Medikamenten bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie werden wahrscheinlich eine große Bereicherung für die Neurodermitis-Therapie sein, vor allem für schwere Fälle", hofft Professor Ring. Professor Thomas Luger von der Universitätsklinik Münster sieht die neuen Wirkstoffe ebenfalls sehr positiv. Er meint, dass Pimecrolimus und Tacrolimus hervorragend als lokale Langzeit-Therapeutika für Patienten mit Neurodermitis geeignet seien. Auf Grund der geringfügigen Nebenwirkungen würden sich mit diesen Substanzen auch empfindliche Körperstellen wie das Gesicht sowie die kindliche Haut behandeln lassen. Vor der deutschen Zulassung der Arzneistoffe sind aber noch weitere Studien zur Langzeitsicherheit der Substanzen erforderlich.

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