Neemöl - die biologische Lösung gegen Milbenbefall?

Aus dem Biomöbelhandel, Naturwarenhandel und selbst den herkömmlichen Matratzen- und Bettwarengeschäften ist es aus dem Sortiment nicht mehr wegzudenken. Das Neemöl als "Lösung aller Hausstaubmilbenprobleme!"

Neemöl ist bei den Hobbygärtnern unter uns schon viele Jahre der Geheimtipp zur Schädlingsbekämpfung im Garten. Der Einzug ins Haus ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Als natürliches Allheilmittel gegen Milbenbefall mit Öko-Qualität wurde es in Magazinen ganzseitig beworben. Gerade die naturbewußten Mitmenschen unter uns atmeten auf: egal ob Hausstaubmilbenallergie oder nicht - diese ekeligen Tierchen müssen weg. Das Geschäft boomt - schon werden werkseitig mit Neemöl behandelte Bettwaren und Matratzen als "milbensicher" für gutes Geld verkauft.

Das Geschäft, das hier mit der Angst der Menschen vor unliebsamen Bettgenossen gemacht wird, ist für Hausstaubmilbenallergiker nicht unbedingt die Lösung des Problems:

Im Gegensatz zu früheren, heute nicht merh erlaubten, auf dem Markt angebotenen chemischen Substanzen zur Milbenbekämpfung ( Vorsicht: auch hier ist nicht "alles Gold, was glänzt" ! ) werden Hausstaubmilben durch die Anwendung von Neemöl nicht abgetötet und die Kotbällchen, deren Eiweißbestandteil der eigentliche Allergieauslöser ist, nicht denaturiert, das heißt unschädlich gemacht.

Die Funktionsweise des Neemöls geht einen anderen Weg: Auf Polster, Matratzen etc. aufgebrachte Neemölbestandteile, die über die Nahrung (Hautschuppen, Haare etc.) in den Körper der Hausstaubmilbe gelangen, greifen dort in den Hormonhaushalt ein und machen die Milbe fortpflanzungsunfähig. Über die Zeit werden so die Milben ausgerottet. Da jedoch aus anderen Bereichen immer wieder neue Hausstaubmilben in den Haushalt gelangen, ist diese Anwendung regelmäßig zu wiederholen.

Dem Hausstaubmilbenallergiker hilft diese Vorgehensweise jedoch recht wenig. Da nicht die Milbe selbst, sondern der Milbenkot, das Problem ist, wird die vorhandene Allergenbelastung, insbesondere bei bereits benutzen Polstern und Matratzen nicht beeinträchtigt. Somit kann sich auch nicht die gewünschte Besserung der allergischen Beschwerden einstellen.

Die Behandlung mit Neemöl macht also nur dann Sinn, wenn es um die Anschaffung neuer, milbenunbelasteter Bettwaren etc. geht. Hier kann die explosionsartige Vermehrung der Milben präventiv durch das Einsprühen mit Neemöl eingeschränkt werden. Gleichzeitig ist bei der Nutzung ein wöchentliches, sorgfältiges Absaugen der Polster erforderlich, um eine Anreicherung der Kotpartikel (Allergene) zu verhindern. Die Behandlung mit Neemöl sollte dann regelmäßig ca. alle 3 Monate wiederholt werden, um den gewünschten Effekt zu erreichen.

Da diese Vorgehensweise kostenintensiv und arbeitsaufwendig ist und gleichzeitig nur bedingt den gewünschten Nutzen bringt, ist sie bei einer bestehenden Hausstaubmilbenallergie daher nicht zu empfehlen.

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